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Riesiger Shitstorm in den Social Media für Air Asia – Stewardess kniet vor Passagierin nieder

Air Asia – Stewardess kniet vor Passagierin nieder

Andere Länder, andere Sitten. Das ist eine alte Lebensweisheit und die dann man verstehen oder auch nicht. Im folgenden Fall einer Stewardess von Thailands Billig-Airline Air Asia stieß die Geste, dass die Mitarbeiterin vor einem weiblichen Passagier niederkniend um Verzeihung bat, eher auf massives Befremden im Internet, als auf ein Auseinandersetzen mit der hierarchischen Gesellschaftsstruktur im Königreich Thailand. Und der mittlerweile schon fast obligatorische Shitstorm in den Social Media – der vorzugsweise bei Dingen stattfindet, die man selbst nicht versteht oder nicht kennt – ließ natürlich nicht lange auf sich warten! Doch was war passiert?

Hierarchisches und traditionelles Thailand

Thailand ist und bleibt zumindest zunächst einmal zutiefst hierarchisch strukturiert. Selbstverständlich kennen auch westliche und nicht-asiatische Länder den Kniefall. Aber dann doch bitte in absoluten Ausnahmesituationen mit möglichst historischer Bedeutung. Zum Beispiel durch Willy Brandt, der am 07. Dezember 1970 in Warschau auf die Knie ging, um für die Verbrechen, die Nazideutschland im 2. Weltkrieg begangen hatte, symbolträchtig um Verzeihung zu bitten. Was im Westen nun eine Ausnahme bildet, ist in Thailand Bestandteil des Alltags. Gläubige Buddhisten knien vor Mönchen nieder, Kinder werfen sich zu Füßen ihrer Lehrer oder Eltern und selbst hochrangige Regierungspolitiker werfen sich vor dem König von Thailand in den sprichwörtlichen Staub. All das ist Teil der Kultur des südostasiatischen Landes. Das mag im Westen nicht verstanden werden und führte in diesem Fall dann auch umgehend zu einem Shitstorm.

Stewardess von Air Asia will aufgebrachte Passagierin besänftigen und sich entschuldigen – mit dem Kniefall

Kundenbeschwerden sind im Westen Normalität. Und das so weit, dass kaum noch jemand die Beschwerde eines enttäuschten Kunden überhaupt ernst nimmt. Beschwerden gehören zum beruflichen Lebensalltag. Nicht so in Thailand. Doch der Reihenfolge nach. Eine Passagierin, die mit Air Asia auf der Reise nach Phuket war, beklagte sich über die schlechte Behandlung der Flugbegleiter gegenüber ihrer mitreisenden Tochter. Wäre das in Deutschland bei der Lufthansa passiert, die Passagierin hätte wohl maximal ein standardisiertes Entschuldigungsschreiben erhalten – wenn überhaupt. Nicht so im hierarchischen Königreich Thailand. Hier ging die Stewardess von Air Asia vor der Tochter auf die Knie, neigte ihren Kopf auf den Boden und zeigte der Kundin, sie sei Königin – und das im Beisein aller Vorgesetzten von Air Asia!

Wir würden nicht im Jahr 2016 leben, wo im Grunde jeder Gang zur Toilette via Twitter oder Facebook breitgetreten wird, hätte das Bild nicht schnell in den Social Media die Runde gemacht – und einen veritablen Shitstorm ausgelöst. Sklaverei, erniedrigend, niemand habe sich 2016 auf den Boden zu werfen, unangemessen, man kniet nicht vor Jüngeren – all das machte die Runde. Air Asia wusste den Vorfall zeitnah zu bestätigen und stellte klar, niemand habe die Stewardess zu der Geste gezwungen, sondern es sei eine freiwillige Entscheidung gewesen. Von moderner Sklaverei könne demnach keine Rede sein.

War das Niederknien wirklich ein Verstoß gegen hierarchische Strukturen in Thailand?

Natürlich gibt es für die Hierarchie in Thailand klare Vorschriften – ungeschrieben. Versteht sich. Da das Alter in Thailand stets zentrales Thema ist, wenn es um Ehrerbietung geht, ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die Stewardess der Airline Air Asia nicht so hätte reagieren sollen oder gar dürfen. Vor einem Kind auf die Knie zu gehen ist im Königreich nicht nur eine Unsitte und ein Bruch mit der Hierarchie-Kette, sondern unschicklich, da den Königskindern vorbehalten. Das lässt sich gut am Gruß der Thai, dem Wai, erkennen. Wie er ausgeführt wird – wie tief oder hoch die Hände angesetzt werden – hängt von der sozialen Stellung des Gegenüber und von seinem Alter ab.

Und hier hätten die Social Media vorher ein wenig besser recherchieren und weniger Spontanbetroffenheit signalisieren sollen. In Thailand sind viele Dinge in dem Zusammenhang normal, die der Westen nie verstehen wird. Chefs sind ‚heilige Kühe‘ und werden nie kritisiert – außer von ihren Chefs. Vorgesetzte allgemein sind sakrosankt für Mitarbeiter. Und die eigene Position muss sich jeder Thai erarbeiten. Verdienen. Durch seinen sozialen Status, seinen Rang und sein Alter. Danach richtet sich, darf der Mensch kritisiert werden oder nicht.

Air Asia Konzernchef Tony Fernandes wusste die Wogen zu glätten

Wie es sich im Jahr 2016 schon fast gehört, wusste sich am Ende der Konzernchef von Air Asia, Tony Fernandes, einzuschalten, um die Wogen im Netz und den Social Media zu glätten. Zuerst sprach er mit der Belegschaft und machte deutlich, niemand habe sich bei ihm zu entschuldigen und schon gar nicht vor ihm in den Staub zu werfen. Air Asia werde versuchen, bezüglich solcher Vorgänge neue Prozeduren zu generieren. Und auch die Stewardess habe sich nicht zu entschuldigen, sondern er als Chef der Billig Fluglinie Air Asia. Er sei der Chef, er habe auf Beschwerden zu reagieren und er habe sich dafür zu entschuldigen – als Chef, der Fehler einräumt. Gänzlich un-asiatisch und mit allen hierarchischen Konventionen brechend. Wenn das nicht mal den nächsten Shitstorm auslöst.

Weitere Informationen über Air Asia
Thai AirAsia – preiswerte Airline in Thailand
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