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Plastiktüten bedrohen Bangkok – die Kanalisation droht zu verstopfen

Kunststoffmüll in Bangkok

Thailandurlauber werden sich erstaunt die Augen reiben, wenn sie ganze Reihen von Strafgefangenen sehen, die mit einer dicken Schicht aus Schlamm und Abwasserresten aus der Kanalisation von Bangkok, der Hauptstadt Thailands klettern sehen. Doch keine Sorge: die Gefangenen sind nicht ausgebrochen, sondern sorgen dafür, dass Bangkok nicht im Abwasser versinkt. Das Problem von Bangkok ist seit langer Zeit bekannt: nur rund 50 Zentimeter über dem Meeresspiegel gelegen und mit einem dichten Netz aus Kanälen durchzogen, was der Kampf von Bangkok gegen die Überflutung immer auch ein Kampf ums Überleben. Die Liebe der Thai zu Plastiktüten hat das natürliche Problem jetzt allerdings noch um eine künstliche Komponente verstärkt. Die mangelnde Bereitschaft der Thai sich dem Recycling-System anzupassen rächt sich jeden Tag. Gerade während der Regenzeit.

Bangkok droht das Schlammchaos durch verstopfte Abwasserrohre

Kunststoffabfälle sind die große Gefahr für Bangkok. Die Thai lieben ihre Plastiktüten, die sie aber viel zu häufig einfach und unsachgemäß entsorgen. Den Pumpstationen der Megametropole droht dadurch der Infarkt – und das an jedem Tag. Die Folge: selbst große Straßen werden zu Zeiten des Monsun, der Regenzeit in Thailand, in wahre Schlammflüsse verwandelt. Darum steigen an jedem Tag Heerscharen von städtischen Mitarbeitern, die von Strafgefangenen, die über die Freiwilligenarbeit ihre Haftsituation verbessern oder die Zeit im Gefängnis verkürzen wollen, unterstützt werden, in die ‚Eingeweide‘ von Bangkok. In Regenhosen und blauen T-Shirts geht es in die Kanalisation, um dort festsitzende Plastikbeutel zu entfernen. Die Drainagerohre werden mühselig freigekratzt, Restabfälle und Fäkalien entfernt.

‚Die Arbeit ist zwar nicht sehr angenehm, aber körperlich auch nicht so schwer‘, so ein Strafgefangener. ‚Und wenn ich mich an sechs Tagen freiwillig melde, kann ich früher aus der Haft entlassen werden. Außerdem helfe ich der Stadt‘, lautet das doch nicht ganz so uneigennützige Bekenntnis des Häftlings. Jeder Tag an freiwilliger Arbeit wird den Strafgefangenen von der Haftzeit abgezogen – ein lukrativer Deal für beide Seiten.

König Bhumibol Adulyadej ist daran gescheitert, seinem Volk Nachhaltigkeit nahezubringen

König Bhumibol Adulyadej steht wie kaum ein anderer König für den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit bei der Verwendung von Rohstoffen. Doch was den Umgang mit Plastiktüten angeht, konnte sich der Herrscher von Thailand kein ausreichendes Gehör verschaffen. Zu sehr lieben die Thai die Annehmlichkeiten der Einwegtüten. Statistisch nutzt jeder Thai am Tag sage und schreibe acht Plastiktüten. Damit ist Thailand der weltweit größte Verbraucher der Einwegverpackungen. Verglichen mit Europa bedeutet das: was ein Franzose im Jahr an Plastiktüten verbraucht, gerade einmal 80 Beutel, verbraucht der Durchschnitts-Thai in etwas mehr als einer Woche. Wurden früher die Mahlzeiten, die an den Food Cars gekauft wurden, in biologisch abbaubaren Bananenblättern verpackt, so musste sie heute weichen – für Plastiktüten. All das mit verheerenden Folgen für die Kanalisation in Bangkok, für die Pumpstationen und auch für die Weltmeere. Thailand, Vietnam, Indonesien, die Philippinen und China zeichnen verantwortlich für rund 65 Prozent der Kunststoffabfälle, die in den Meeren enden. Alarmierende Zahlen.

Dem Plastikmüll in der Kanalisation von Bangkok den Kampf ansagen

Narong Ruengsri, Leiter Entwässerungs-Stadtbehörde von Bangkok, sagt, die Entfernung der Plastiktüten aus dem Kanalisations- und Entwässerungssystem von Bangkok sei ein ständiger Kampf. ‚Jeden Tag fischen wir rund 2.000 Tonnen Abfall aus den Entwässerungsrinnen‘, so Narong Ruengsri. Die veränderten Konsumgewohnheiten in Thailand würden mit einem hohen Preis bezahlt und es sei an der Zeit, neue Kampagnen zum Recycling zu starten, wolle man den Infarkt verhindern. Von den 11.500 Tonnen Müll, die Bangkok jeden Tag produziert, sei rund eine Tonne reiner Kunststoffmüll basierend auf Plastikbeuteln. Und Jahr für Jahr würde hier ein Wachstum von zehn Prozent zu verzeichnen. Die Recyclingquote läge bei rund 15 Prozent, was einen erschreckend geringen Wert darstellen würde. ‚Wir Thai brauchen Zeit, unsere Gewohnheiten zu ändern‘, sagt Wijarn Simachaya, Direktor für Umweltschutz im Ministerium für Umwelt. ‚Wir sind, dessen sind wir uns leider bewusst, einer der Hauptverursacher für die Verschmutzung der Meere mit Kunststoffen.‘

Nun melden sich die privaten Umweltorganisationen zu Wort, die dem Staat aktiv helfen wollen. So will man, mit einer Zusammenarbeit vieler Stellen, das Bewusstsein der Thai bezüglich Recycling stärken.

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