Reisetrends: Wie Thailand von der Angst vor Terror profitiert
Der deutsche Urlauber ist sehr sensibel und stellt sich blitzschnell auf geänderte Vorzeichen ein. Das spiegelt sich in den Buchungszahlen für den Urlaub wider. So dominiert bei Urlaubern aus Deutschland derzeit die Angst vor Terroranschlägen und die Urlaubswilligen konzentrieren sich eher auf Fernziele wie Thailand, anstatt ihren Urlaub in riskanten Ländern wie Nordafrika oder in der Türkei zu verbringen. Da wird dann auch die längere Flugstrecke und der insgesamt höhere Preis gerne in Kauf genommen, wenn der Urlaub dafür ohne Terrorängste stattfindet.
Thailand im Reisetrend – die Angst vor Terror ändert das Reiseverhalten der Deutschen
Zahlreiche Reiseveranstalter waren gezwungen, schon sehr früh im Jahr ihre Reiseziel- und Umsatzprognosen anzupassen. Aktiennotierte Unternehmen erlebten wahre Einbrüche an den Börsen und konnten nicht in der Zahl Reisen verkaufen, wie sie sich das selbst prognostiziert hatten. Ein wesentlicher Faktor dabei ist, dass die Reisen von Deutschland aus in das Top-Reiseland der Deutschen, die Türkei, in den Keller gehen. Anschläge in Istanbul, Bürgerkrieg im Südosten der Türkei, Dauerpräsenz des IS im Land, viele Flüchtlinge in der Türkei, die obdachlos das Land durchstreifen, das Kriegsland Syrien in direkter Nachbarschaft, eine Presse, die zunehmend deutschenfeindlicher wird und ein Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der kaum einen Tag vergehen lässt, ohne auf Deutschland und seine Politiker zu schimpfen, fordern ihren Tribut bei Reisewilligen. Schließlich will man in Urlaub fahren, die freie Zeit genießen und nicht mit Konflikten konfrontiert sein.
Doch nicht nur die Buchungszahlen für die Türkei erleben aktuell einen „schwarzen Sommer“. Auch Ägypten und Tunesien sinken in der Gunst der deutschen Urlauber massiv ab. Die Reiseveranstalter versuchen vor der Hauptsaison fieberhaft, die Reisekontingente umzuschichten. Kroatien, Griechenland, Spanien oder Portugal, so die Namen der Ziele, die in kurzer oder mittlerer Distanz zu Deutschland liegen und die man als Urlaubsdestinationen protegiert. Und die Nachfrage steigt – aber nicht nur zu den sogenannten Nahzielen.
Fernreisen wegen der Terrorangst im Fokus – Thailand profitiert davon
Wie die Reiseveranstalter melden, hat sich aber nicht nur das Geschäft zu Zielen auf der Kurz- oder Mittelstrecke verstärkt. Auch und gerade Fernstreckendestinationen profitieren immens von den ständig präsenten Angst vor Terror. Südostasien – und dabei ganz weit vorne Thailand mit Bangkok und Phuket oder Koh Samui – hat sich als Trendsetter für die Fernreisen gezeigt. Neben Südafrika, der Karibik und auch Mauritius. Dadurch, dass Thailand das Glück hat, als Reiseland ein sehr angenehm niedriges Preisniveau anbieten zu können, Individualität groß geschrieben wird und das Land als sicher hinsichtlich Terroranschlägen gilt, nehmen die Buchungszahlen – in Reisebüros und ganz besonders online – ins „Land des Lächelns“ überproportional stark zu.
Weg von der reinen Billigreise und hin zu Individualität beim Reisen
Neben der Tatsache, dass die Destinationen ausgetauscht werden, ist ein weiterer Trend ganz offenkundig: der deutschsprachige Urlauber nimmt mehr Geld für Reisen in die Hand. Die Urlaubsreisen, welche bevorzugt aus dem deutschsprachigen Raum gebucht werden, bedienen nicht mehr primär das niedere Preissegment. Teurere Reisen, bei denen viel auf Individualität der Reisenden gesetzt wird – dafür sind Thailand und Südostasien bekannt – liegen im Trend. Auch wenn es immer noch ein recht ansehnliche Klientel für Last-Minute gebe, so denken die Reisenden um und planen die Reise lieber. Früh geschaut, früh Informationen eingeholt und früh gebucht – so die Devise. All das spielt, neben der Unsicherheit in Ländern wie der Türkei und Nordafrika, Thailand in die Reisehand. Nicht umsonst lassen es derzeit viele Reiseveranstalter zu, dass zum Beispiel Türkei-Reisen kostenfrei umgebucht werden können – zum Beispiel nach Phuket. Denn anders als vielfach angenommen, sind etliche Bereiche in Thailand Ziele, die sich ganzjährig als Urlaubsdestination anbieten und nicht nur im Winter, wenn das Wetter in Europa unangenehm ist.