Kann man wirklich unter Erfolg leiden? Ja – jedenfalls wenn es um Thailand geht. An vielen Destinationen in Europa geht die schiere Terrorangst um, in die Türkei will nach dem erfolglosen ‚Putsch’versuch kaum noch jemand reisen, der auf seine Sicherheit achtet und drum gerät Thailand immer mehr in den Fokus der Reisewilligen. Der Touristenboom schlägt im Königreich erbarmungslos zu. Was andere Länder mit lautem Jubel quittieren würden, erzeugt im Land des Lächelns einiges an Stirnrunzeln. Man befürchtet in Regierungskreisen in Bangkok, dass die schönsten Teile des Landes durch den Tourismusboom nachhaltig Schaden nehmen könnten.
Thailand – wie lange bleibt es noch ein Paradies auf Erden?
Die ‚Schlepper‘ oder ‚Anheizer‘, die Abend für Abend die flanierenden Gäste in Phuket dazu animieren sollen, ins Restaurant zu kommen, waren die ersten Thai, die den Boom in Thailand bemerkten. War es sonst eher schwerer, die Kunden in die Lokale zu locken, ist es jetzt ein Kinderspiel. Ganze Touristenreihen schieben sich vorbei und schnell wird ins Lokal gegangen. Die Animierer sagen, es sei nicht einmal Hochsaison und so einen Andrang hätten sie noch nie erlebt. Gerade die Chinesen scheinen Thailand für sich entdeckt zu haben und strömen in Scharen ins Land.
Doch woran liegt es, dass das Königreich Thailand so im Fokus der Touristen liegt? Das Land, so viel vorab, ist einfach paradiesisch und wunderschön. Hinzu kommt, dass es in vielen Bereichen des Globus zu massiven Krisen gekommen ist: Wirtschaftskrisen, Terrorkrisen und massive Sicherheitsbedenken. All das tangiert Thailand wenig bis eher gar nicht. 35 Millionen – diesen Rekordwert an Besuchern erwartet Thailand in diesem Jahr, wo die Hauptsaison noch weit entfernt scheint. 35 Millionen, das sind 20 Millionen an Steigerung in weniger als 10 Jahren. Unvorstellbare Werte für den Wettbewerb. Und doch bringt der Anstieg auch Probleme mit sich. Wenn ein ehemaliges Schwellenland schnell wächst – durch den Tourismus – dann ist die Bevölkerung an den touristischen Destinationen irgendwann nicht mehr in der Lage den Ansturm zu beherrschen. Das droht jetzt vielerorts in Thailand.
Die Nationalparks in Thailand schlagen Alarm
Tunya Netithammakul, Leiter der Thai-Behörde für die Verwaltung der Nationalparks, schlug früh im Jahr 2016 Alarm. Die Schutzgebiete in der Andamanensee und die Insel Koh Tachai, die perfekte Rahmenbedingungen für Taucher und Schnorchler schaffen, mussten zu Schutzgebieten erklärt werden. Ab Oktober, wenn die Hauptsaison startet, werden diese Bereiche für Touristen verschlossen sein. ‚Die Insel sind einfach überfüllt und der Schaden an der Natur, die für viele Generationen bestehen bleiben soll, ist immens‘, so die Erklärung der Behörde zu den Sperrungen. 70 Menschen haben Platz auf Koh Tachai – und immer häufiger waren bis zu 1.000 Personen zeitgleich vor Ort. Das könne auf Dauer keine Insel verkraften, so die Behörden. Darum wolle man der Region eine Pause zu Regeneration verschaffen.
Doch Koh Tachai ist nicht das einzige Gebiet, was unter dem Touristenboom leidet. Rund um Phuket werden ebenso Inseln gesperrt. Es wäre nicht möglich, so die Behörde, dass Tag für Tag rund 60 Schnellboote die Inseln ansteuern, um Taucher und Schnorchler zu transportieren. Das Ökosystem im Meer hätte massiven Schaden davon getragen und müsse sich nun nachhaltig erholen, wie Watcharin Na Thalang als zuständiger Mann sagte.
Gelingt Thailand der Spagat zwischen Wirtschaft und Naturerhalt?
Die Thai sehen die Sperrungen mit gemischten Gefühlen, denn sie sind von großer Ambivalenz geprägt. Der Tourismus stützt das Land, dessen Exporte einfach unterirdisch schlecht sind. Der Tourismussektor ist der Hauptmotor, der das Fahrzeug Thailand befeuert. Fast 50 Milliarden Dollar wurden im Jahr 2015 in dem Bereich umgesetzt – eine Steigerung von 23 Prozent zu 2014. Und die Zahlen für 2016 werden das Ergebnis wieder toppen. Thailand ist auf Rang 6 der umsatzstärksten Destinationen weltweit und damit werden 1 Prozent des Bruttoinlandproduktes generiert. Doch damit das so bleibt, muss Thailand seine Gebiete schützen – auf dass sie noch Jahrzehnte und Jahrhunderte aktiv bleiben. Das versucht die Regierung nun mit – teils unpopulären – Maßnahmen umzusetzen.
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